Prüforganisationen wie TÜV, Dekra, GTÜ und sonstige hätten gerne, dass bereits relativ junge Gebrauchtwagen ab einem Alter von sieben Jahren jährlich zur Hauptuntersuchung (HU) kämen. Bei der EU war das Thema denn auch auf dem Tisch – und ist jetzt erst einmal beiseite geschoben worden.
So teilte der ADAC mit, dass es in der EU auch weiterhin keine Fristenverkürzung für die HU von Pkw geben soll. Darauf hätten sich die Verkehrsminister der Europäischen Union verständigt.
Zumal die Zahl der Unfälle laut Statistik vom Fahrzeugalter unabhängig ist. So wurde vom ADAC nachgewiesen, dass kürzere Prüfintervalle keinerlei Einfluss auf die Verkehrssicherheit in Deutschland haben. Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2011 belegen zudem, dass der Anteil der technisch-bedingten schweren Autounfälle mit 0,6 Prozent sehr niedrig ausfällt.
Dennoch: Die Prüforganisationen werden dass Thema erneut in Brüssel auf den Tisch bringen – sobald sie ein Szenario entworfen haben, dass eine Verkürzung der Fristen den Politikern schmackhafter macht. Sie müssen es aus unternehmerischer Sicht vermutlich sogar. Denn die Personal- und Betriebskosten steigen bei TÜV, Dekra und Co. genauso wie in anderen Unternehmen und werden sich vermutlich allein durch Gebührenerhöhungen nicht auffangen lassen. Und mehr Autos zu prüfen und damit den Umsatz signifikant zu erhöhen, ist bei den bisher und gottlob vorerst weiter bestehenden Fristen nicht möglich. Denn der Automarkt ist zumindest in Westeuropa gesättigt.
Dies merken inzwischen auch die Autohersteller zunehmend an ihren Absatzzahlen in Europa. Auch ihnen käme es gelegen, wenn die Unterhaltsaufwendungen fürs Fahren eines Gebrauchtwagen deutlich steigen würden und ein Neuwagenkauf rechnerisch attraktiver wäre.
Es ist somit nur eine Frage der Zeit, bis sich aus Prüforganisationen und Kfz-Herstellern mit ihren markengebundenen Werkstätten eine gemeinsame Kraft bildet, um dahin zu kommen, dass auch von der Politik eine häufigere HU als sinnvoll propagiert wird.
Seit Jahren versuchen die Prüforganisationen bereits, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen. Doch Wertgutachten für Gebrauchte und ähnliche Deinstleistungen werden von den Autofahrern und -händlern nicht in dem Maße genutzt, dass sich damit ein langsam schwächer werdendes Standbein HU kompensieren ließe. Viel einfacher wäre es doch, wenn die Politik per Gesetz – nämliche kürzere Prüfungszeiträume – dafür sorgen würde, dass die Autofahrer gezwungenermaßen mehr Umsatz in die Kassen spülen.
Der ADAC mag übers momentane Veto der EU-Verkehrsminister frohlocken. Doch die Idee ist nur aus den Augen, aber damit nicht automatisch aus dem Sinn. Dafür kann die Historie als Beleg genommen werden: Der TÜV ist 1866 aus Vereinen zur Überprüfung von Dampfkesseln entstanden. Das waren sozusagen Selbsthilfevereine, um Schäden für die Unternehmen und ihren Mitarbeitern abzuwenden. Seither haben es die Prüforganisationen geschafft, auf privatwirtschaftlicher Basis als mittelbare Staatsverwaltung zu national und übernational tätigen Konzernen zu wachsen. Und so wird denn auch in den Führungsetagen gedacht: Wie lässt sich noch mehr verdienen – am besten mit Unterstützung des Staates.